Wertvolles Papier 14.06.2020
Seit einigen Jahrzehnten, ich glaub schon weit bevor ich geboren wurde, gab es die Debatte über den abgeholzten Regenwald. Millionen an Bäumen müssen daran glauben, dass wir genug Papier haben. Ich weiß noch, wie wir in der Grundschulzeit darauf aufmerksam gemacht wurden, sorgfältig und sparsam mit Papier umzugehen.
Dabei scheint das Papier heute in Unmengen vorhanden zu sein und der Nachschub unermüdlich. Die Industrie der Papierherstellung muss gigantisch sein. Aber das wird nicht immer so gewesen sein. Wenn wir heute noch Schriften in Qumran finden oder Bücher in Ausstellungen sehen können, die über 1000 Jahre alt sind, dann ist uns klar: Früher muss die Papierherstellung viel länger gedauert haben. Umso eindrucksvoller finde ich es, dass die Leute damals schon gesagt haben: Lasst uns ein Buch machen mit mehreren hundert Seiten. Das lässt für mich nur einen Schluss zu: Jeder Satz in der Bibel ist wichtig. Jeder Satz in der Bibel hat Menschen soviel bedeutet, dass er die mühselige Arbeit der Papierherstellung wert war. Jeder Satz hat eine ureigene Bedeutung, die irgendwann irgendeinen Menschen weitergebracht, ihm geholfen hat.
Aus diesem Bewusstsein hat sich für mich ein kleines Ritual entwickelt: Wenn mir langweilig ist, oder ich eine zweite Meinung brauche, schlage ich einfach meine Bibel auf. Völlig zufällig, auf irgendeiner Seite. Dann lese ich einen, vielleicht ein paar mehr Sätze und denke darüber nach. Oft weiß ich dann weiter, es stößt neues Denken an.
Darum habe ich auch für Sie, lieber Leser einfach einen zufälligen Satz aus der Bibel ausgesucht, in der Hoffnung, dass er ihnen vielleicht gerade den Denkanstoß gibt, den Sie brauchen können:
Verschaffe mir Recht, Herr, nach meiner Gerechtigkeit. Ps 7,9b
Einen gesegneten Sonntag,
ihr Gemeindeassistent Robert Kobilke
Verbunden 07.06.2020
Heutzutage sind sie überall: Symbole, Bilder, die uns miteinander verbinden. Stromleitungen, Wasserleitungen, Straßen und Wege sind überall. Sogar zu den entlegensten Bauernhäusern in den Alpen führen Leitungen, manchmal gut, manchmal schlecht versteckt. Nahezu jeder hat heute einen Telefonanschluss oder ein Handy, hat jederzeit die Möglichkeit zum Kontakt mit einem Menschen seiner Wahl.
Diese Symbole waren nicht immer da. Die meisten werden sich heute nichtmehr daran erinnern, so lange ist es schon her, dass diese Symbole in unserer Welt aufgetaucht sind: Keine Strom-, Telefon und Wasserleitungen, keine ausgebauten Straßen zu vielen Häusern. Kein Internet. Doch waren die Menschen damals weniger verbunden? Ich denke, dass die Verbundenheit in größerer Gemeinschaft, wie sie in Dorffesten, Messen und Familienfeiern erfahrbar ist, immer wertvoll war. Keine Verbindung der Neuzeit kann uns diese Treffen ersetzen. Selbst wenn ich in ein paar Minuten einen Videoanruf mit meiner Familie zusammentrommeln kann, es ist nie dasselbe, wie die Menschen vor Ort zu sehen, umarmen zu können, Gemeinschaft erleben zu dürfen.
Unterm Strich hat sich auch für die Beziehung zwischen Gott und den Menschen doch kaum etwas geändert: Gott spricht mich persönlich an. Ich bin eingeladen, mich ihm anzuvertrauen, eine Beziehung auf persönlichster Ebene mit ihm zu führen.
Einen gesegneten Dreifaltigkeitssonntag und viel Gesundheit wünscht,
Gemeindeassistent Robert Kobilke
Wow, das war haarscharf - und klappte! 31.05.2020
Wenn ich so auf meinen kleinen Sohn aufpasse, muss ich an Vieles denken:
Nichts für Babys Gefährliches in seiner Greifnähe liegen lassen, die Milch darf nicht zu warm und nicht zu kalt sein; Braucht er grade eine neue Windel oder was Anderes?
An das und Vieles mehr denk ich, und doch weiß ich, ich wird ihn in seinem Leben nicht vor allem beschützen können, was auf ihn zukommt.
Dabei kann ich mich an mindestens drei Ereignisse erinnern, wo es bei mir im Leben mal ganz knapp war. Ich glaub das geht jedem so, dass er sich an ein paar Momente im Leben zurückerinnert und denkt: Das war haarscharf, das hätte weitaus schlimmer für mich ausgehen können.
Das ging bestimmt schon vielen Menschen vor unserer Zeit so. Wir stehen in der Tradition von Menschen, die sich sicher sind, von einem Schutzengel, von einem Schutzgeist bewacht zu werden. Ich hoffe, dass dieser Schutzengel mehr ist als nur ein Gefühl von Sicherheit.
Wenn ich mich so ansehe, mit meinen Schwierigkeiten und Unfähigkeiten, meinen Blinden Flecken, dann hoff ich für alle, vor allem für die mir Anvertrauten, dass sie auch so einen Schutzengel haben. Dass sie auch durch die schweren Momente im Leben kommen, mit einem Lächeln zurücksehen können und denken: ‚Wow, das war haarscharf - und klappte!‘
Gesegnete Pfingstzeit und eine gesunde Woche wünscht
Gemeindeassistent Robert Kobilke
S
hebt
24.05.2020
Die Gallier in den Asterixcomix hatten immer die Befürchtung: Irgendwann fällt uns der Himmel auf den Kopf. Auch wir kennen das heute, haben schonmal den Spruch gesagt oder zumindest gehört: ‚Das wird dir mal noch auf den Kopf fallen‘. Sowas kriegen wir zu hören, wenn wir nach der Meinung eines anderen etwas nicht richtig gemacht haben, wenn wir ‚Auf Sand gebaut‘ haben.
Unsere Umwelt scheint auch irgendwie auf Sand gebaut. Bauholz verzieht sich, sodass sich Ritzen bilden und es selbst im schönsten Bauernhaus von früher irgendwann zugig wird, wenn man nicht eingreift, repariert, ausbessert. Lawinen reißen Eis und Erde in die Tiefe, begraben Häuser und Hänge unter sich. Obwohl wir eins der besten Gesundheitswesen der Welt haben, werden wir immer noch krank. Nichts lässt sich wirklich verhindern.
Auch wenn wir heute Statiker, Forst- und Bergspezialisten, Architekten und Gutachter haben, die gucken, dass alles möglichst stabil und unfallsicher geht – wir wissen, hundertprozentig ist ganz schwer.
So habe ich auch den Menschen bewundert, der einen Wanderweg direkt unter einer riesigen, klaffenden Felswand gebaut hat. Vom Fels Einiges abgetragen, quer nach unten in den Fels hineingetrieben und schön abfallend, sodass man gemütlich wandern kann. Ein Wanderweg, unterhalb einer drohenden Felswand.
Dieser Mensch, der die Entscheidung getroffen hat: Da bröselt nichts mehr gefährlich weg, da kommt so schnell nichts mehr runter, obwohl es an manchen Stellen schon wild aussah. Dieser Mensch hat sich gedacht, gegen alle wilden und unangenehmen Szenarios, die ich mir bei diesem Anblick ausmale: ‚S hebt‘. Was für ein Vertrauen!
Dann denk ich an die vielen Dinge, die mir täglich zustoßen könnten, aber es nicht tun: die Decke stürzt ein, mein Auto hat eine Fehlfunktion, mein Essen könnte schlecht sein ohne das ichs merke, ich könnt mich mit was Schlimmen anstecken. Von all den Dingen, die mir passieren können, passiert nichts, und wenn etwas passiert ist, hab ichs doch immer wieder hinbekommen. So kann ich auch an meinen Gott denken und ihm danke sagen für mein Leben, denn: ‚S hebt‘
Gesegneten Sonntag,
ihr Gemeindeassistent Robert Kobilke
or zwei Tagen war Christi Himmelfahrt, Jesus fährt in den Himmel auf. Er hilft mir, damit auch ich irgendwann einmal zu Gott kommen kann. Heute setzt Jesus seinen Fuß auf eine Wolke und ich bleib hier auf meiner Wiese. Irgendwann einmal wird es auch für mich flauschig wolkig und weich, aber jetzt sticht höchstens das Gras. Wieder so ein kirchliches Fest, das zwar genial ist, aber halt nur vertröstet und ruft, morgen wird es besser. Es gibt aber auch eine Botschaft für jetzt. Es geht nämlich um die leibliche Himmelfahrt Jesu. Er geht zu Gott so, wie er war, unverwechselbar und sogar noch mit den sichtbaren Verletzungen seines Todes. Bei der Auferstehung fährt, nicht einfach meine aufpolierte Seele nach oben, auch mein Leib ist mit dabei. Das ist so, weil Gott mich ganz und gar mag, vom kleine Zeh bis zu meinen grauen Haaren und natürlich auch meine schräge Seele dazwischen. Für mich ist heute ein Fest, das ruft: "Jeder Mensch hat eine einzigartige Würde, weil Gott jeden ganz und gar mag". Egal wie groß oder klein, wie dick oder dünn er ist, egal wo er herkommt oder hin will. So steh ich heute froh auf meiner Wiese, mit einem ganz würdevollen Gefühl. Gott mag jeden mit Leib und Seele, er mag sogar mich. Und das ist die Botschaft für heute, nicht für irgendwann. Wünsche Euch alles Gute und Gottes Segen.
Tobias Rother
So hinbiegen 17.05.2020
Wir alle kennen das, wir machen irgendwas, sei es mauern, backen, im Garten gschafteln – und irgendwas passt einfach nicht so ganz. Zuviel Teig für die Kuchenform, für das schicke Beet habe ich jetzt aber eine Pflanze zu viel. Bei der Mauer gehen mir kurz bevor ich fertig bin die Steine aus, da muss ich nochmal wegen drei Steinen zum Baumarkt fahren. Und bei allen Dingen, die wir so gschafteln, sind wir anfangs oft felsenfest sicher, dass das alles schon hingehen wird: Der Kuchenteig passt genau so rein, die Pflanzen fürs Beet sind genau abgezählt, genauso wie die Mauersteine. Aber dann muss man irgendeine Lösung finden, weil es doch nicht passt.
Manchmal fallen uns dann die kreativsten Lösungen ein: Aus dem überschüssigen Kuchenteig werden kleine Kuchen-Muffins, die eine Pflanze stell ich bei mir im Blumentopf auf die Terrasse. Nur bei der Mauer wird’s schwierig, die sollte schon genau unseren Vorstellungen entsprechen, wenn sie einen gewissen Zweck erfüllen soll.
In einer verwinkelten Wohnung ist es schwierig, alles zu beleuchten. Auch wir mussten eine kreative Lösung mit unserer Lampe finden. Deswegen haben wir gleich eine gekauft, die man möglichst stark verbiegen kann.
Dieses ‚so Hinbiegen‘ und ‚muss so wies ist passen‘ (wie bei der Mauer) merken wir auch in unserem Alltag. Jeder von uns musste in den letzten Wochen seinen Alltag ‚so hinbiegen‘, dass es passt. Masken aufsetzen, Abstand halten, seine Kontaktmöglichkeiten einschränken. Manche haben sich sogar von dem ‚so Hinbiegen‘ in dieser Zeit motivieren lassen und spaßige Masken oder Hüte mit Abstandsmessern hergestellt.
Und dann gibt es Menschen, die demonstrieren, sich Schulter an Schulter setzen und auf ihren Grundrechten beharren. Menschen, die in dieser Zeit eine ‚Mauer‘ suchen, etwas, was sie nicht kreativ lösen müssen, sondern auf dem sie beharren können.
Egal ob wir ein Hinbieger oder ein Mauersucher sind: Ich hoffe, dass uns Gott alle gut durch diese Zeit begleitet und uns die Weisheit schenkt, das Richtige für uns und Andere zu tun.
Einen gesegneten Sonntag,
ihr Robert Kobilke
Wiedersehen
10.05.2020
Unsere Vorsichtsmaßnahmen haben lange dafür gesorgt, dass sich Familien nicht sehen, keine Geburtstage gefeiert werden können und wir unsere lieben Freunde nicht live sehen. Das hat sich für viele von uns angefühlt, als wäre eine Trennung da, eine starke Trennung auf höchster Ebene. Fast als wäre der Himmel von der Erde weit weit weg.
Doch wir alle haben darauf gehofft: Wenn die größten Einschränkungen gelockert sind, dann sehen wir endlich die Menschen wieder, die uns im Leben am meisten bedeuten. Mit dem heutigen Muttertag ist das nochmal eine spezielle Besonderheit: Viele Söhne und Töchter haben heute vielleicht das erste mal wieder ihre Mutter sehen dürfen und gleichsam die Mütter ihre Kinder.
So ein Wiedersehen ist ein Ereignis, dass sich nicht so einfach beschreiben lässt; Dichter haben blumige Worte für etwas gefunden, dass sich durch tausende Worte nicht erklären lässt.
So will auch ich das heute versuchen, auch wenn sie das Bild schon kennen: Da berühren sich Himmel und Erde.
Einen gesegneten Muttertag und herzliche Grüße,
Gemeindeassistent Robert Kobilke
Beamen 03.05.2020
Manchmal schau ich mir gerne Zukunftsfilme an. Da geht es dann um Raumschiffe, Menschen und andere Wesen, die durch das Weltall fliegen und Seltsames, Neuartiges erkunden.
Oft kann man dann beobachten, wie diese Menschen durch die Gegend gebeamt werden. Oft von grellem Licht begleitet, auf einmal sind sie ganz wo anders, im Bruchteil einer Sekunde.
Als ich das neulich mal wieder gesehen habe, dachte ich mir: Hm. Wie geht das eigentlich, also wie ist die Science-fiction Erklärung dahinter? Ich bin dann online fündig geworden: Der Mensch wird in ganz viele mikroskopisch kleine Einzelteile zerlegt, blitzschnell verschickt und auf der anderen Seite wieder zusammengebaut.
Das war nicht sehr zufriedenstellend und wirft doch noch mehr Fragen auf; Was ist mit der Seele von dem ‚Gebeamten‘? ‚Hängt‘ die irgendwie an diesen Einzelteilen, oder kann das sogar sein, dass der Mensch eigentlich stirbt und der an der neuen Stelle eine neue Seele oder gar keine mehr hat?
Obwohl die Menschen in den Filmen nach dem Beamen genauso sind wie vorher, muss sich da doch etwas getan haben. Aber ich diese Frage kann mir schon deshalb keiner genau beantworten, weil wir ja selbst nicht beamen können.
Schließlich geht’s uns in vielen anderen Bereichen auch so. Es gibt einfach Fragen, die wir unseren Lebtag lang nicht beantworten können, die wahrscheinlich nie ein Mensch überhaupt beantworten können wird. Für uns auch Wesentlichere, als nach dem Beamen zu fragen.
Wie funktioniert Auferstehung? Wie schaut das Leben nach dem Tod aus? Warum müssen wir Schlimmes erleiden, das wir nicht verhindern können?
Immer, wenn ich so einer Frage begegne, denke ich auch an den Satz von Jesus: ‚Mein Reich ist nicht von dieser Welt‘ (Joh18, 36b). Dieser Satz sagt für mich: Du verstehst es nicht. Vielleicht verstehst dus nie. Aber weil es von Jesus und Gott kommt, heißt das auch:
Es ist schöner, bedeutender, gigantischer als ich es mir vorstellen könnte.
Einen gesegneten Sonntag,
Gemeindeassistent Robert Kobilke
Im Mai dreht sich alles um Maria. Ich möchte von „unserer Lieben Frau mit der Brennnessel" erzählen. Bei Maria denkt man eher an Lilien, Rosen, Samt und Seide oder Einhörner, irgendetwas Elegantes und Schönes halt. Eine Brennnessel ist eigentlich nicht besonders und sogar unangenehm, wenn man ihr zu nahe kommt. Aber auch Maria ist nicht immer nur lieb und kuschelig. Sie kann und will auch mal unangenehm und brennend sein. Ein Lied ist uns von Ihr überliefert, in dem sie sich kämpferisch für die Armen und Benachteiligten einsetzt. Die Welt muss sich verändern, damit alle gut leben können. Brennnessel sind auch Nahrung für Schmetterlinge. So sorgt diese unscheinbare Pflanze dafür, dass aus kriechenden Raupen, fliegende Schmetterlinge werden.So ist es auch bei Maria, sie kämpft für das Reich Gottes und kann auch Revolution. Sie will mithelfen, dass aus jedem Menschen egal, wo er herkommt, etwas Besonderes wird, aus jeder Raupe ein Schmetterling. Wünsche Euch alles Gute und Gottes Segen. #wirbleibenzuhause #pfarrverbandvelden #wirbleibenzuhauseandacht
Tobias Rother
Ostern: Freude und Zweifel
Die österlichen Tage überschlagen sich im Halleluja-Jubel, die Freude über den Sieg des Lebens, das den Tod bezwingt, bricht nach der langen Fastenzeit hervor - nach vierzig Tagen, die in diesem
Jahr überschattet waren von der Corona-Pandemie. Wie viel Freude bleibt heuer von Ostern? Bleibt sie die Osterzeit hindurch bis Pfingsten? Oder war sie aufgrund der Einschränkungen im
öffentlichen und kirchlichen Leben ohnehin kaum spürbar? Und überhaupt: Waren diese Einschränkungen wirklich notwendig? Maßnahmen, die sogar das höchste Fest, das wir Christen feiern, überlagert
haben?
Zu Ostern gehört unbestritten die Freude. Aber auch bei der Auferstehung Jesu waren nicht nur Jubel, Trubel, Heiterkeit. In dieses Ereignis haben sich Fragen und Zweifel gemischt. Da ist Maria
von Magdala, die so in ihrer Trauer gefangen ist, dass sie den Auferstandenen für den Gärtner des Friedhofs hält. Da ist Thomas, der einen Beweis der Auferstehung seines Herrn und Freundes
braucht, weil er das Gerede um das Osterereignis für Spinnerei hält. Da sind die Emmaus-Jünger, die nur in ihrer Vergangenheit leben und daher Jesus nicht erkennen, als er zu ihnen tritt. Ostern
und der Zweifel – eine ebenso untrennbare Verbindung wie Ostern und die Osterfreude.
Gerade Emmaus zeigt uns, dass wir nicht in der Vergangenheit bleiben dürfen, weil uns sonst das Wesentliche aus dem Blick gerät. Wenn wir wie die Jünger nur die Gedanken darum kreisen lassen, was
war, so verpassen wir, wer und was gerade in der Gegenwart ist. Ostern 2020 ist nicht freudlos an uns vorbeigezogen, das Osterereignis ist auch nicht ein bestimmter Tag des Jahres. Ostern ist
vielmehr immer da, wo wir Christus in unser Herz lassen. „Herr, bleibe bei uns!“, lautet daher auch die eindringliche Bitte der Emmausjünger an Christus. Denn dieser hat das Herz berührt, als er
zu seinen Freunden gesprochen hat.
Dass wir auch jetzt Wege finden, das Herz des anderen berühren, ist unser Auftrag für die Gegenwart. Gegenwart, die kostbar ist, auch wenn oder gerade weil sie anders ist als sonst. Egal, wie die
Zukunft aussieht, was wann wie vielleicht gelockert und eventuell aufgehoben wird: Der auferstandene Christus bleibt bei uns, auch in den dunklen Abendstunden des Lebens. Er spricht mit uns wie
mit den Jüngern in Emmaus. Er tritt in Kontakt mit uns und stellt sich unseren Fragen. Er rührt unser Herz an. Und er bleibt bei uns, wie er selbst verheißen hat, bis zum Ende der Welt. Dann wird
er es auch bis zum Ende der Corona-Krise schaffen.
Gottes Segen für Ihre ganz persönliche Gegenwart
Ihr David Neu
26.04.2020 Die ersten (guten) Keime
Zum Spazieren gehen wir meistens dieselbe Route.
Einmal ein kleines Stück durch die Siedlung, an der Goldach, einem kleinen Fluss, entlang und dann an einem Fahrradweg wieder zurück.
Doch dieses eine Mal war wieder etwas anders. Am Fahrradweg, der an einem Acker liegt, haben wirs dann gesehen – kleine Keimlinge, die aus dem Boden wachsen, die ersten Pflänzchen des Jahres, die Futtermais und anderes Gemüse hervorbringen.
Das erinnert mich dann an unsere Situation gerade. Vor ein paar Wochen noch wussten wir garnicht was passieren wird, da war der ‚Acker‘ noch leer. Diese Woche schon können wir zuversichtlich sein, denn die Politik und die Diözese sind im Austausch darüber, wie wieder Gottesdienste stattfinden können.
Sicher sind da noch lange nicht die letzten Worte gesprochen. Die Pflanze ist noch nicht groß.
Aber wir sehen den kleinen Keimling, und können zuversichtlich, gleichzeitig vorsichtig, hoffen, dass wir uns bald wieder versammeln dürfen, um gemeinsam den Glauben zu teilen.
Einen gesunden Sonntag und viel Kraft beim Ausharren wünscht weiterhin,
Gemeindesassistent Robert Kobilke
19.04.2020 Himmel
In Ruhe konnte man diese Woche im Garten liegen, die Seele baumeln lassen und auch in den Himmel schauen. Endloses Blau, ab und zu ein paar Wölkchen am Himmel. Sich seinen Gedanken hingeben und die Zeit genießen.
Dann kommt mir in den Sinn, dass doch Zeit schon etwas Komisches ist. Jetzt gerade liege ich hier in meinem Sonnenstuhl. Vor 100 Jahren war hier noch ein Getreidefeld und noch früher ein dichter Wald. Nur einmal alle paar Monate ist ein Mensch vorbeigekommen, um zu jagen. Und noch viel früher war dichter Urwald und Dinosaurier sind durchgelaufen.
Ich mit meinen vielleicht 80, 90 Jahren Lebensspanne bin da nur ein kleiner Punkt in der ganzen Lebensgeschichte dieses Fleckchens Erde, auf der ich in meinem Sonnenstuhl sitze.
Das muss doch für Jesus damals auch nicht einfach gewesen sein – zu wissen, dass er nur einen kleinen Teil der Geschichte als Mensch mit uns Menschen mitgeht. Dass noch soviel kommt, soviel Zeit schon war, in der er nicht direkt unter uns Menschen sein kann.
Umso wichtiger scheint es, dass wir die Zeit nutzen, die wir haben. Genau wie Jesus. Uns auf die Dinge konzentrieren, die länger bleiben als wir selbst; und Gutes in die Welt zu bringen, wo wir können.
Einen gesegneten Sonntag,
Gemeindeassistent Robert Kobilke
Eine Espressotasse im Pullover, das macht eigentlich überhaupt keinen Sinn. Ich hab sie noch nie benutzt und trotzdem ist es für mich eine der schönsten Tassen, die ich besitze. Ich hab diese Tasse vor 7 Jahren von lieben Freunden geschenkt bekommen. Und meine Pullovertasse ist eben auch ein wenig wie gute Freundschaften, man braucht sie nicht zum überleben, aber sie sind einfach schön. Freunde sind vielleicht nicht lebensnotwendig, aber machen diese ganze gruschlige Welt erst lebenswert. Ein guter Pullover ist fest und stark gestrickt, damit er dich warm hält. Er ist aber auch lässig genug, um zu viele Plätzchen auszugleichen. Stark und lässig, wie eben eine gute Freundin, ein guter Freund. Die Bibel drückt es etwas blumiger aus: "Der Freund erweist zu jeder Zeit Liebe, als Bruder für die Not ist er geboren.“ (Sprichwörter 17,17). Deshalb heute ein Hoch auf alle starken und lässigen Freundinnen und Freunde, die diese Welt erst lebenswert machen. Wünsche Euch alles Gute und Gottes Segen. #wirbleibenzuhause #pfarrverbandvelden #wirbleibenzuhauseandacht
Tobias Rother
12.04.2020
Die Brille
Wenn ich in der Früh aufwache, sehe ich erstmal nur Lichtunterschiede und grobe Formen. Wenn ich dann meine Brille auf dem Nachtkästchen erfühlt und schließlich aufgesetzt habe, kann ich endlich die Welt so sehen, wie sie richtig ist.
Heute früh aber habe ich mir einen kurzen Moment genommen, um die Welt genauer ohne Brille anzusehen. Mit der Brille in der Hand dachte ich dann: Bist du dir eigentlich sicher, dass die Brille dir wirklich die Welt zeigt, wie sie richtig ist? Weiter musste ich nachdenken: eigentlich wissen wir nicht, ob wir das Gleiche wahrnehmen wie Andere, egal ob mit oder ohne Brille.
Vielleicht fühlt sich eckig für meine Mutter rund an, nur verwenden wir für unterschiedliches Fühlen die gleichen Wörter, weil wir es so gelernt haben? Vielleicht ist der Himmel rosa für meine Frau, aber sie hat gelernt das das blau heißt.
Ich glaube, mit Jesus ist das auch so. Jesus ist für jeden ein bisschen etwas Anderes, für den einen fühlt er sich eckig an, für den anderen rund. Da wundert es auch gar nicht, dass es so viele verschiedene christliche Glaubensgemeinschaften gibt, die sich in bestimmten Punkten nicht einig werden. Müssen wir deshalb alle unseren eigenen Jesus suchen?
Es ist sicher ein bedeutender Teil, das eigene Gottesbild zu finden. Genauso wichtig kann sein, sich an dem zu orientieren, was viele schlaue Menschen vor unserer Zeit zu Gott herausgefunden haben.
Letztlich denke ich geht es darum, gemeinsam ein größeres Ganzes zu verfolgen. Jeder kann auf seine Weise Jesus ein Gesicht geben, indem er ihm nachfolgt. Gleichzeitig sind wir zur Gemeinschaft aufgerufen. Doch wie soll das zusammen gehen?
Gemeinsamer Glaube ist wie ein Prisma. Am schönsten ist es, wenn von vielen Seiten unterschiedliches Licht hineinfällt.
Gemeindeassistent Robert Kobilke
Sonntag, der 5. 4. 2020
Der Boden unter unseren Füßen
Oft denken wir gar nicht an ihn, und trotzdem geht’s ohne ihn nie. Auf ihn ist immer verlass. Bei nichts Anderem sind wir uns so sicher, dass es da ist: Der Boden unter unseren Füßen.
Seit Menschen auf der Erde sind, ist er das Symbol der Festigkeit, der Sicherheit und des Lebens. Aus ihm wächst alles, wovon wir uns ernähren. Auch diese Tage laden uns ein, uns mit unserem Boden zu beschäftigen; Wir finden Zeit für Gartenarbeit und ziehen wieder ins Feld gegen das unsagbare Unkraut, dass andere Pflanzen erstickt.
Wenn ich mich so mit meinem eigenen Garten beschäftige, wie ich wieder Ordnung reinbringe, kommt mir das gar nicht mehr so merkwürdig vor, dass mit einem Garten unsere ganze Menschheit in Genesis angefangen hat.
Er ist ein spezieller, schöner Ort des Friedens. Es gibt Momente, da spür ich den Boden unter den Füßen, da ist es richtig schön, alles ist genau so, wie es gehört. Und manchmal, im Winter zb., da gibt es den Garten für mich nicht. Da denke ich dann an den Frühling und hoffe, dass mich Gott wieder in den Garten hineinlässt.
Und so können wir uns auch heute, trotz unsicherer Zeiten, zurücklehnen, denn gerade jetzt schenkt uns Gott wie gewohnt, wieder den Frühling und damit den Garten wieder.
Gemeindeassistent Robert Kobilke
Der Heilige Geist im Wäschetrockner
Für einen verwöhnten Dorfpfarrer wie mich (an dieser Stelle ganz besonders #dankepfarrhaushälterin #dankehildegard), steckt der Haushalt voller unbekannter Abenteuer. Heute habe ich entdeckt, dass in meinem Wäschetrockner Licht brennt. Wenn die Handtücher und T-Shirts durcheinanderwirbeln, kann man ihnen zuschauen. Ich weiß viele Hausfrauen und Hausmänner werden über so eine Erkenntnis die Augen verdrehen. Aber für mich hat das was Meditatives und so hab ich meinem Trockner einige Zeit bei seiner Arbeit zugeschaut. Ich finde, Glaube sollte auch ein wenig wie Wäschetrockner sein. Es darf sich was rühren, es darf sich was ändern und es darf auch mal locker und flauschig sein. Der Heilige Geist wird so beschrieben, als einer, der bewegt und auflockert. Gott kann man in allen Dingen suchen so sagt es der Heilige Ignatius, sogar in einem Wäschetrockner. Ich wünsche euch für heute alles Gute und Gottes Segen. #wirbleibenzuhause #pfarrverbandvelden #wirbleibenzuhauseandacht
Tobias Rother
02.04.20 Fensterputz
Vielleicht geht es Ihnen zur Zeit so wie mir, dass man viel mehr Zeit hat. Zeit, um mal wieder die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Aufräumen und ausmisten. Und auch Fenster zu putzen. Das sind eigentlich zutiefst biblische Wurzeln für diese Fastenzeit. Wenn ich nämlich um mich herum mehr Ordnung schaffe, bin ich auch innerlich geordneter. Und dann bin ich auch offener für meine Beziehung und Freundschaft mit Jesus. Auch zum beten habe ich mehr Zeit als sonst. Diese Tage, in denen wir mehr Zeit als sonst haben, sind auch eine geschenkte Zeit. Nutzen wir sie! Alles Gute und Gottes Segen. Pfarrvikar Thomas Weinzierl
„Du in allem!“
Das war und ist der Titel der diesjährigen Exerzitien im Alltag. Vier Wochen schon begleitet die 14 TeilnehmerInnen der Blick des Hl. Ignatius v. Loyola auf die vier Elemente Luft, Wasser, Erde und Feuer.
„Gott in allem suchen und finden“ – ist ein Weg von einem Element zum Anderen.
Heute, am fünften Tag der vierten Exerzitienwoche, möchte ich Sie zum gemeinsamen Tagesimpuls einladen. Gedanken und Worte, die Ihnen und uns vielleicht helfen können, die aktuell bedrängende Zeit ein wenig zu durchbrechen …
Licht vom Licht
Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen, zumal dem Herrn Bruder Sonne; er ist der Tag, und du spendest uns Licht durch ihn. Und schön ist er und strahlend in großem Glanz, dein Sinnbild, o Höchster.
Franziskus von Assisi – aus dem Sonnengesang
Ich suche noch vor Tagesbeginn einen Ort, an dem ich das wachsende und werdende Licht wahrnehmen kann. Mit einer kleinen Geste danke ich Gott für das Geschenk des Lichts. Ich setze mich (immer wieder) der Sonne und ihrem Licht aus, lasse mich von ihr bescheinen und danke Gott, der wahren Sonne, dem wahren Lebensquell. Ich danke mit erhobenen Händen, mit eigenen Worten oder mit den Worten des Liedes:
Morgenglanz der Ewigkeit, Licht vom unerschaffnen Lichte, schick uns diese Morgenzeit deine Strahlen zu Gesichte
und vertreib durch deine Macht unsre Nacht.
Gib, dass deiner Liebe Glut unsre kalten Werke töte, und erweck uns Herz und Mut bei erstand`ner Morgenröte,
dass wir, eh wir gar vergehn, recht aufstehn.
GOTT segne und behüte Sie und Ihre Familien in dieser besonderen Zeit,
Ihr Diakon U. Hümmer
29. März Die Handtasche
Wir kennen alle diese Gegenstände: Sie haben nicht so richtig ihren eigenen Ort. Sie sind immer genau da, wo man sie braucht: Autoschlüssel, Werkzeug.
In dieser Zeit zählt auch die Handtasche meiner Frau zu diesen Gegenständen; normal ist sie viel unterwegs, aber im Moment hat sie keinen Ort, an den sie so richtig hinpasst. Gerade scheint auch vieles nicht so zu sein, wie es gehört. Und so können wir gar nicht anders, als uns mit einem neuen Alltag abzufinden, mit all seinen Kanten, Ecken, Unannehmlichkeiten und neuen Schwierigkeiten.
Die Fastenzeit kann für uns solche Momente enthalten. Eine Zeit, in der wir uns so manche Schwierigkeit selbst auferlegen, zum Beispiel das Verzichten auf Schokolade. Und zwar selbstbestimmt, nicht nur als Ärgernis, wie wir das Ganze vielleicht gerade erleben. Wir sollen überlegen, welches Verhalten uns vielleicht nicht guttut. Was tue ich, was schon lange an Sinn verloren hat? Gibt es auch in meinem Leben eine solche ‚Handtasche‘, ein Zeichen, dass etwas nicht so ist, wie es gehört? Und habe ich sogar die Möglichkeit, das zu ändern?
Nach der Leseordnung wäre heute die Geschichte des Lazarus an der Reihe, der schon länger verstorben war. Auch diese Geschichte enthält so eine Schwierigkeit, so eine Handtasche. Eine Angehörige holt Jesus, mit der Bitte ihn wiederzuerwecken. Jesus kommt der Bitte nach und bringt den Menschen ihren Verstorbenen wieder. Doch obwohl Jesus ihn wiedererweckt, die Familie wird immer wissen, wie es war, als Lazarus nicht mehr lebte. Die Trauer und die neue, schwierige Lebenssituation bleiben ihnen in Erinnerung. Doch mit Jesus schöpfen die Menschen neuen Mut, dürfen hoffen!
Auch in unserem Pfarrverband sehe ich immer wieder Hoffnung, die in dieser unsicheren Zeit gebracht wird: Menschen, die im Gesundheitsbereich arbeiten und Bedeutendes leisten. Menschen in Supermärkten und rund herum in der Infrastruktur, die unzählige Überstunden machen,
um uns zu versorgen.
Landjugenden und Vereine, die anbieten, für Risikopersonen einzukaufen, sich zu kümmern. Menschen jeden Alters, die sich dafür einsetzen, dass Andere möglichst sicher bleiben. Menschen, die ihre eigenen Wünsche einschränken, um für das Wohl aller zu sorgen.
An dieser Stelle und dafür ein herzliches Vergelt’s Gott für die Hoffnung, die ihr uns Allen schenkt!
Gemeindeassistent Robert Kobilke
28. März Nudelsuppenbitte
Gestern, am Mittwoch, 25.03.2020, war das Hochfest Verkündigung des Herrn im kirchlichen Kalender. Vor ungefähr einem Jahr war ich zu der gleichen Zeit in Israel, wo das Foto aus der Verkündigungsgrotte in Nazareth entstanden ist, dass ich hier anhänge. Viele Gedanken gingen mir gestern durch den Kopf. So großartig war ich nämlich garnicht in einer „Hochfest“-Stimmung wegen der momentanen Corona-Krise. Und doch habe ich mich gefragt, ob nicht gerade dieses Fest in diese Zeit passt. Ja, es passt in diese Zeit. Weil wir nämlich durch das Festgeheimnis wieder neu die Zusage bekommen, dass unser Gott die Menschen nicht verlässt, egal in welcher Situation, und mit ihnen an der Seite geht. Das ist mir gestern wieder neu gekommen. Weil nämlich durch die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria, dass sie die Mutter Jesu werden soll, eine große Liebesgeschichte von Gott mit den Menschen beginnt. Durch die Zustimmung von Maria zu diesem Plan, durch ihr „Ja“, kann Gott in Jesus geboren werden und auf diese Welt kommen. Wir sind Gott nicht egal. Vor über 2000 Jahren nicht und auch heute nicht. Gott geht auch mit uns durch diese Krise, bei der wir an jedem neuen Tag nicht wissen, wie er ausschaut. Es ist alles so ungewiss. Aber die Gewissheit bleibt bestehen, dass Gott da ist. Gerade in der Krise. Auch in der Krise feiern wir Priester besonders für alle in unserem Pfarrverband täglich stellvertretend privat die Heilige Messe. Auch etwas ungewohntes. Weil ja auch in unseren Werktagsmessen immer Mitfeiernde da sind. Momentan feiern wir alleine. Sie alle schließen wir in die Feier mit ein. Dazu habe ich auch ein Bild angehängt. Ihnen allen wünsche ich alles Gute und Gottes Segen, vor allem Gesundheit.
Pfarrvikar Thomas Weinzierl
23. März Bananenhaltung