Altarweihe in Vilslern

Nachdem 7 Jahre lang ein Schutzgerüst den Kircheninnraum füllte und die Kirche als Rosenkirche bekannt war, konnte nach 2 Jahren Renovierungsarbeiten St. Ulrich in Vilslern wieder geöffnet werden. Kardinal Reinhard Marx weihte die neu gestalteten liturgischen Orte bei einer Festmesse.

Trompetenklänge schallten den Kirchgängern auf ihrem Weg zur heimischen Pfarrkirche St. Ulrich schon von weitem entgegen. Während Blaskapelle und Gottesdienstbesucher durch das Dorf marschieten, empfingen Pfarrer Tobias Rother und sein Ministrantengefolge feierlich Kardinal Reinhard Marx auf der anderen Seite der Kirche. Dort standen einige Anwohner und verfolgten gespannt und mit gezückten Handykameras das Spektakel - so hohen Besuch verschlägt es nun mal selten in das kleine Dorf.

 

Gespannt traten die Gottesdienstbesucher ein in das renovierte Gotteshaus. Wie in einer rund 1000 Jahre alten, mittelalterlichen Kirche sieht es hier freilich nicht mehr aus: Moderne Lampen erhellen das Kirchenschiff, die Wände strahlen weiß und die Wandmalereien an der Decke leuchten in kräftigen Farben, reflektiert vom Sonnenlicht aus den hohen Fenstern.

Die Sitzbänke waren mit Rosen aus Notenpapier geschmückt, schnell füllten sie sich, bis die letzten Gäste draußen warten mussten, als der stolze Pfarrer alle Ehrengäste, am Bau beteiligte Personen und Gemeindemitglieder in der heimischen Kirche begrüßte. "Vor rund 1000 Jahren wurde die Pfarrkirche St. Ulrich dem Bischof von Freising anvertraut, recht viel hat sich seither nicht verändert", so Rother. Wer die Kirche vor der Renovierung kannte, mochte dem möglicherweise nicht ganz zustimmen, aber zumindest das Bistum blieb das Gleiche. Über die Einladung zur Einweihung der renovierten Kirche freute sich Kardinal Reinhard Marx besonders: Er verglich den Festakt mit dem einer Taufe. Die Taufe sei ein Fest der Freude und ein Bekenntnis zum Glauben an Gott. Die Weihe des neuen Altars sehe er als "Erneuerung der Taufe und der Liebe Gottes".

"Warum bauen Menschen Tempel, Altäre oder Gotteshäuser in allen Religionen?" fragte sich der Kardinal während seiner Predigt. Viele Menschen würden nur beten, wenn sie etwas Konkretes wollen: Einen gewonnenen Krieg, Gesundheit, Geld oder ein gutes Abitur. Jeder Wunsch sollte auf seine Art berechtigt sein. "Aber im Tempel wollen sie Gott, ihre Versicherungspolice für alle Fälle, einsperren und nicht mehr loslassen."

Zu selten jedoch würden sich die Gläubigen fragen, was Gott will. All die Forderungen und Bitten hätten nichts mit Gott zu tun, dennoch liebe er alle Menschen, obwohl niemand ihm etwas zurückgeben könne. Statt zu versuchen, Gott festzuhalten, sollten die Gläubigen lernen, ihn als Wegbegleiter zu sehen und sich mit ihm zusammen auf den Weg machen. Den Kirchenaltar sah der Kardinal als Verbindung zwischen Himmel und Erde. Aus kirchlicher Tradition heraus wurden während des Gottesdienstes die Reliquien zweier Heiliger in den Altar eingefügt, es handelte sich um Benno von Meißen, einen heiliggesprochenen Bischof aus der Zeit um das Jahr 1100 und einen der bedeutendsten Geschichtenschreiber des Mittelalters, Otto von Freising.

Mit Öl salbte Marx schließlich den neuen Vilslerner Altar und entzündete kleine Weihrauchschiffchen darauf. Dünne Rauchfäden stiegen allmählich in die Luft, die Flammen wurden größer und die Luft in der Kirche vom Weihrauchduft erfüllt, als schließlich der Chor in einen Lobgesang einfiel. Das Kirchengewölbe war ausgefüllt von Geigenklängen, die sich vom flächigen Klang der Chorstimmen tragen ließ.

Nach dem Gottesdienst zur Weihe der renovierten Kirche in Untervilslern wurde gemeinsam in einem Festzug zum Gasthaus Putz gezogen. Dort wurden nach dem Mittagessen die Festreden der Ehrengäste gehalten. Landrat Peter Dreier wies darauf hin, dass nach einem solchen Bau allen gedankt werden müsse - angefangen von den Baufirmen, den Arbeitern bis zu den Personen im Hintergrund. Als Beispiel sollte der Einsatz der Ministranten und des Chores nicht vergessen werden. Dreier gratulierte im Namen des Landkreises zu dem nun geschaffenen Werk und erinnerte gleichzeitig daran, dass sich Leute hier schon vor Jahrhunderten eine Kirche geleistet haben und bei der Erhaltung immer harte Arbeit und in manchen Zeiten auch Entbehrungen notwendig gewesen seien. Die Kirche sei für viele Menschen in schlechten Zeiten, auch in persönlich schlechten Zeiten, ein Ort der Besinnung und entsprechend hilfreich. "Gemeinsam wird diese Kirche auch in Zukunft bestehen", betonte Dreier. Er nannte als Beispiel die von vielen Helfern des Ortes geplante und geschmückte Rosenkirche.

Bürgermeister Ludwig Greimel betonte den gemeinschaftsfördernden Charakter der Kirche. "Traditionell ist kein Dorf in Bayern ohne Kirche." Es solle jedoch nicht nur das historische Bauwerk gemeint sein, sondern der Glauben solle auch im Alltag gelebt werden. Hierzu sei der Grundstein mit der auch von der politischen Gemeinde finanziell unterstützten Renovierung gelegt worden. "Nun muss das Gebäude zum Leben erweckt werden." Die Architektin und Gesamtplanerin Adelheid Brunner bedankte sich beim Planungsteam und den Helfern, die während der Planung beratend zur Seite standen. Die Bauarbeiten wurden nach einer langen Phase an Planungen, Kostenvoranschlägen und Untersuchungen im Frühjahr 2017 begonnen. Für solch ein historischer Bauwerk seien sie sehr schnell in nur zwei Jahren beendet worden. Dank gebühre allen Mitarbeitern, Künstlern, Restauratoren oder Handwerkern die ihr bestes gaben und immer reibungslos zusammengearbeitet haben.

"Die Kirchenverwaltung Vilslern unterstützte stets die Arbeiten", betonte die Architektin Brunner und wünschte der Kirche für die Zukunft stets viele Besucher in den Gottesdiensten. Den Abschluss bildete die Dankrede von Pfarrer Tobias Rother. Er bedankte sich bei der Marktgemeinde Velden für die Zuschüsse zur Renovierung. Dank wurde auch dem Vilslerner Kirchenchor mit Unterstützung von Musikern und Sängern aus den gesamten Pfarrverband für die feierliche Kirchenmusik gesagt. Den Helfern aus Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat und den vielen Arbeitern am Festtag, angefangen von der Feuerwehr mit der Verkehrsabsicherung bis zu den Mesnern und Ministranten, wurde ebenfalls gedankt. Besonders bedankte sich Rother bei Kirchenpfleger Xaver Keck, Maria Berg für den Schmuck von Weg und Kirche und bei Franz Aigner für den Kirchenführer. Nach dem Festtag im Gasthaus mitEssen und vielen gespendeten Kuchen klang der Tag mit einer Kirchenführung und einer Dankvesper aus